Vergessen wir in der aktuellen Zeit unsere Kinder oder haben wir es längst getan?

von Katrin Berkenhoff, 24. Jänner 2021

 

Zurzeit läuft durch die aktuelle Corona-Krise alles anders, soviel steht fest. Ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken darüber, was mit unseren Kindern während dieser Krise passiert. Nachfolgend habe ich ein paar Punkte für euch aufgeschrieben:

Grundbedürfnisse von Kindern:

Dem Grundbedürfnis von Kindern nach entwicklungsgerechten Erfahrungen und dem nach der stabilen, unterstützenden Gemeinschaft kann nicht mehr nachgekommen werden.

Entwicklungsgerechte Erfahrungen gibt es viele, vor allem zählen dabei aber auch Erfahrungen in der Kindergruppe dazu. In der Kindergruppe wird gespielt (= gelernt), gelacht, gelebt, “gerankerlt” und noch ganz viel mehr, was zu einer gesunden Entwicklung im Kindesalter beiträgt. Diese Kindergruppe können wir Erwachsene nie ersetzen, das steht fest, auch dass sämtliche Erfahrungen dadurch momentan flachfallen.

Das zweite Grundbedürfnis nach der stabilen, unterstützenden Gemeinschaft fällt auch weg. Die Gemeinschaft wird reduziert auf die Familie und deren engste Mitglieder. Viele fallen hier durch den Rost, die doch so wichtig für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder sind. Allen voran die Großeltern, sämtliche Onkeln und Tanten, aber auch andere Bezugspersonen sind nun einfach nicht mehr vorhanden, und all das, was Kinder dort erlebt, gesehen oder gelernt hätten, gibts nicht mehr.

Gerald Hüther spricht in einer Youtube Botschaft, in der er erklärt was momentan mit Kindern und deren Bedürfnisse passiert, davon, dass sich Bahnen im Gehirn neu bilden und somit die Bedürfnisse überdeckt werden. Wenn Bedürfnisse überdeckt werden, geht die Lebendigkeit verloren. Das bedeutet, dass Kinder Maschinen immer ähnlicher werden. (Genaue Erklärung siehe Video ) Ihre Individualität tritt dadurch immer mehr in den Hintergrund. Eigentlich dachte ich, die neue Entwicklung in der Pädagogik geht dahin, dass Kinder immer mehr so sein können, wie sie sind, dass wir sie weniger verbiegen, damit sie ihre eigenen Potenziale wieder mehr ausschöpfen können und dass sie selbst an sich glauben.

Ein weiterer Punkt, den ich nicht außer Acht lassen möchte, ist das Recht auf Bildung. Bei uns in Österreich gehen wir davon aus, dass jedes Kind Bildung erhält. Bildung ist ein Menschenrecht! 

  • In Österreich haben Kinder das Recht, unterrichtet zu werden.
  • Bildung ist wichtig für ein selbstbestimmtes Leben.
  • Alle Kinder haben das Recht auf Bildung, egal welcher Religion sie angehören, welche Hautfarbe oder welches Geschlecht sie haben, ob sie behindert sind, oder ob ihre Eltern arm oder reich sind.
  • Das Recht auf Bildung steht in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Darin sind alle Rechte aufgeschrieben, die Kinder auf der ganzen Welt haben.

Nun sollen Kinder ihre Bildungs- und Betreuungseinrichtung nicht mehr besuchen. Ich stelle es vielleicht ein bisschen überspitzt dar, aber es wird ihnen das Menschenrecht auf Bildung zum aktuellen Zeitpunkt genommen. Ein Versuch über Distance Learning wird unternommen, der für mich allerdings sehr fragwürdige Auswirkungen in vielen Bereichen hat. Eltern, die keine didaktische Ausbildung haben, sollen ihr eigenes Kind unterrichten und den Lehrplan der Schule gerecht werden. Eine totale Verschiebung der Rollen findet statt. Mütter und Väter werden zu Lehrerinnen und Lehrern. Für die Eltern – Kind – Beziehung ist das nicht förderlich, das kann ich auch aus eigener Erfahrung berichten. Weiters klafft die „Schere“ immer mehr auseinander und Lehrpersonen werden in irgendeiner Art und Weise “Feuerlöscher” spielen müssen, um Kinder wieder auf ein ähnliches Level zu bekommen. Oder aber wir könnten die Situation nutzen, um Bildung NEU zu denken, das würde mir persönlich gut gefallen. 

Was möchte ich eigentlich? Nun, ganz ehrlich, ich weiß es auch noch nicht… 

Einerseits möchte ich mich zum Thema Corona und Kinder äußern. Andererseits steht fest, dass wir Erwachsene, Kinder und ihre Bedürfnisse gerade so richtig übergehen. So wie wir „Großen” das schon Jahrtausende lang gemacht haben. Wenn man sich kurz die Geschichte der Kindheit anschaut, dann weiß man, dass sie erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts überhaupt erforscht wurde, allein das zeigt mir, wie wenig wert Kinder sind. Es gab vor Corona eine Zeit, da sah es danach aus, als würde man Kinder endlich wirklich SEHEN, doch leider dauerte dies nicht lange an.

Ich wünsche mir, sprecht mit den Kindern, beschäftigt euch mit ihren Bedürfnissen und steht für sie ein. Sie allein können es nicht, sie brauchen UNS.

Quellen:  Bedürfnisse von Kindern, Gerald Hüther, Menschenrecht auf Bildung

 

Warum unsere eigene “Essensgeschichte” wichtig ist

von Katrin Berkenhoff

Vielleicht fragt ihr euch warum ich mich diesem Thema so lange widme. Nun für mich hat es einen besonderen Stellenwert in der heutigen Zeit. Wir leben aktuell in einer Gesellschaft in der wir nahezu rund um die Uhr Zugang zu fast jedem Nahrungsmittel haben. Unsere Großeltern, wurden in der Nachkriegszeit groß. Oftmals hörte ich den Satz “Nach dem Krieg hatten wir sehr wenig zu Essen” oder eine Generation später durfte man sich anhören, “Die Kinder in armen Ländern haben gar nichts zu essen”, oder mein Lieblingsbeispiel die Geschichte vom Suppenkaspar, die ich heute noch in meinen Ohren höre, “er wog vielleicht ein halbes Lot und war am fünften Tage tot.” Ein Trauma habe ich durch diese Sätze nicht erlangt. Trotzdem darf man ihre Bedeutung nicht ganz unter den Teppich kehren, weil sich diese Glaubenssätze bei uns verankern können. 

Die Bedeutung der Sätze versteht man als Kind nur so wirklich gar nicht. Den Krieg und die Essensknappheit von damals ist nicht begreifbar, ebenso wie “Kinder in armen Ländern”, weil man als Kleinkind keine Ahnung hat was eigentlich arme Länder sind. Der Suppenkaspar hat mich als Kind ebenso wenig dazu bewegt mehr zu Essen – ihr müsst wissen das ich als Kind tatsächlich eine schlechte Esserin war – später hat sich das Blatt gewendet 😉 Meine Großeltern haben mir auch puren Zucker zu Essen gegeben “damit endlich mal was drauf kommt auf die Hüften”. Nun gut, Geschichten von Früher, aber wie ihr merkt noch immer aktuell weil wir alle diese Floskeln und noch viele andere, nur zu gut kennen.

Ihr merkt jede Generation, jeder Familienverband, jeder Mensch selbst, hat einen sehr persönlichen Bezug zum Essen.

Warum sind unsere “Essensgeschichten” nun aber wichtig für das Essverhalten unsere Kinder?

Wenn wir uns nicht bewusst mit unseren “alten” Glaubenssätzen, die wir damals gehört, gelernt und auch verinnerlicht haben, auseinander setzen, geben wir diese automatisch an unsere Kinder weiter. Diese sind abgespeichert und sozusagen ein Muster von uns. Heute wissen wir das diese Glaubenssätze einiges in uns bewegen können und wir haben die Chance unseren Kindern diese nicht anzubieten. Dafür müssen wir uns aber einmal vorher in diesem Fall mit unserer eigenen “Essensgeschichte” auseinandersetzen. Oft reicht auch wirklich ein kurzes “In-Uns-Gehen” um vielleicht zu dem Schluss zu kommen – Nein dieses Kommentar behalte ich für mich – dein Kind wird es dir danken.

Die Welt mit bloßem Fuß entdecken, wir gehen barfuß!

Von Isabella Angerer

Dass das Zusammenspiel aller Sinne, eine besondere Rolle bei der kindlichen Entwicklung spielt, erleben Eltern bereits von Anfang an. Speziell der Tastsinn ist für die kleinen Forscher und Entdecker von enormer Wichtigkeit – bereits mit wenigen Monaten greifen Kinder nach spannenden Dingen, und erfühlen sie mit den Händen, mit dem Mund – einfach mit ihrem ganzen Körper. Bildlich gesprochen kommen sie also vom Greifen, zum Begreifen. Nach ausgiebigem Erforschen über den Tastsinn, lernt der Nachwuchs also seine Umwelt kennen. Dieses Phänomen des sinnlichen Begreifens setzt sich nun Zeit Lebens fort, doch vergessen wir unter diesem Aspekt oftmals eines unserer wichtigsten Körperteile.

Täglich tragen uns unsere Füße durch unser Leben und nicht umsonst, wollen uns zahlreiche Redewendungen vermitteln wie enorm bedeutend Standfestigkeit, oder etwa mit beiden Beinen im Leben zu stehen, ist. Auch in Hinblick auf den Tastsinn sollen wir unsere Füße nicht unterschätzen. Gerade an der Fußsohle sitzen zahlreiche Fußreflexzonen und Rezeptoren, die wiederum die Gehirnentwicklung ankurbeln. Mit den Füßen tasten gehört zu den Urformen des Tastens, im Form von barfuß gehen.

Barfuß gehen, aber bitte wie? Unsere Natur bietet zahlreiche Anlässe und Gelegenheiten, mit den Füßen zu fühlen und sich mit unterschiedlichen Untergründen zu verbinden; die Wiese im Garten, wurzelige Wanderwege, glitschige Bachbetten, kühle Moosböden, sandige Strände, matschige Sandkisten, steinige Kieswege, kalter Schnee (natürlich nur für kurze Zeit) und zahlreiche weitere Möglichkeiten – der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Dieser Ansatz die Natur mit den Füßen zu begreifen, mag vielleicht für einige sehr banal wirken, ist es auch – nicht aber die Wirkung davon. Einige der vielen positiven Auswirkungen wollen wir hier noch einmal punktuell anführen:

 

  • Fördert die Fußgesundheit, das heißt:
    • Das Fußbett, Sehen und Muskeln werden gestärkt.
    • Den Füßen wird ausreichend Platz & Bewegungsfreiheit geboten.
    • Die Nervenenden & Fußreflexzonen werden stimuliert.
    • Die Durchblutung wird angeregt.
    • Fußfehlstellungen wird vorgebeugt.
  • Die Körperhaltung verbessert sich bzw. bleibt natürlich & aufrecht.
  • Das Gleichgewicht wird gefordert und gefördert.
  • Das gesamte körperliche System wird aktiviert und somit die Koordination geschult.
  • Kinder nehmen die Natur viel unmittelbarer wahr.

Nach jahrelangem gehen in Schuhen, ermüdet der Fuß, Sehnen und Muskeln werden schwach; deshalb haben Menschen oftmals Schmerzen oder Verletzungen vom Barfußgehen. Als Erwachsener sollte man also langsam damit beginnen wieder barfuß zu gehen, umso mehr ist dies allerdings ein guter Grund Kinder von Anfang an die Welt mit bloßen Füßen erkunden zu lassen.

Comments 2

  1. 14. April 2020

    Danke Bella für deinen tollen Beitrag 😉

  2. Magdalena Dittmann-Gries
    31. Januar 2021

    Liebe Kathrin!
    Deine Mama hat mir gestern Deinen Blog geschickt!!🙃
    Kompliment:weiter so!
    Die Kinder fallen in dieser Krise völlig durch den Rost und diese Kollateralschäden,wie sie salopp genannt werden,die daraus entstehen,sind ,wenn überhaupt,nur sehr schwer wieder zu beheben!!
    Unsere Kinder geben unserem Leben erst so richtig Sinn,oder….?!
    So sollte man meinen..!
    Mach‘ weiter so!
    Die Menschen müssen aus ihrer Lethargie und Starre „gerissen“ werden,damit Veränderung möglich wird!!
    Und Du trägst ganz wunderbar dazu bei!
    Schönen Sonntag!
    Magdalena 🌸🙃🌷

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